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Die tausend Aspekte des Voltumnus

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Die Figur Snake/Voltumnus aus meiner Kurzgeschichte Voltumnus Perlen ist ein Sammelsurium an verschiedenen Eindrücken und Inspirationen, die ich über Jahre gesammelt habe. Gleichzeitig war diese Kurzgeschichte prägend für die Figurenentwicklung. Hier eine kurze Zusammenfassung dessen, wie Voltumnus/Snake entstanden ist.

Schöner Abend mit Wolkenstimmung und Mond. Eine Person in Schwarz steht in der Ferne
Abendspaziergang.

Der Name und die Funktion der Figur

Nach Belune ist Voltumnus die zweite Gottheit, die man durch Joscelyne kennenlernt. Er ist eigentlich eine fiktive Gottheit, doch werden die Nerds schnell herausfinden, dass die Zeitgeschichte eine etruskische Gottheit kennt, die im antiken Rom als Fruchtbarkeitsgottheit* verehrt wurde (man möge mir diese krasse Vereinfachung nachsehen). Unter anderem bestand seine Aufgabe darin, Übergänge reibungslos zu gestalten, weswegen der Lauf der Jahreszeiten in seine Zuständigkeit fiel. Auf diesen Gott aufmerksam geworden bin ich durch das Buch von Antonio Cuoco¹, welches das antike römische Bauernjahr näher beschreibt. Ein Satz, der dort öfter vorkommt lautet: „Voltumnus hat die Zeit gewendet […]“ und das brachte mich auf die Idee zu der Figur und der Szene, die ich weiter unten näher betrachten will.

Aus der Kurzgeschichte hervorgegangen

Voltumnus Perlen entstand recht früh in der Planungsphase von Joscelynes Welt. Die Figur und die Kurzgeschichte haben sich aneinander entlang entwickelt. Zu dem Zeitpunkt bestanden einige Protagonist:innen bloß aus ihrem Namen und der Rolle, die ihnen in den Texten zukommen würden. Das ist mir klar zu wenig. Nicht weil ich fleißig bin, sondern weil die Charaktere lebendig auftreten sollen. Die Idee, dass ein Drogendealer als Herr der Zeit fungiert, ist nur dieser Geschichte zu verdanken. Es macht jedoch Sinn, wenn man das Dilemma betrachtet, in dem Laubelmont steckt. Dazu komme ich gleich nochmal. Übrigens solltest du spätestens jetzt Voltumnus Perlen lesen (dauert weniger als eine halbe Stunde) oder du wirst gespoilert.

Der Tod

In Voltumnus Figur mischt sich noch eine weitere Gottheit aus dem antiken Rom: Nämlich Veiovis³, der mit seinem Pfeil einen sanften Tod gewähren kann. Hier kommen wir der dunklen Gestalt, die Voltumnus in meiner Geschichte darstellt, schon ein wenig näher. Voltumnus benutzt Sanduhren, die er wenden muss, um seine Klient:innen in einen neuen Zyklus zu schicken. Eine Sense braucht er also nicht. Allgemein wird der Tod ja als dunkler kapuzenbemäntelter Lauch dargestellt (wenn er nicht sogar ein Gerippe ist), der dem Tod näher steht, als dem Leben. Mein Tod ist ein Strizzi, wie er in einem guten Wiener Krimi vorkommen würde. Wie Voltumnus als Gottheit Besitz von Snake ergreift, beschreibt Joscelyne in Voltumnus Perlen recht ausführlich und auch welcher Persönlichkeitswandel damit einhergeht. Snake ist außerhalb der Besessenheit ein recht einfacher Charakter, zu dem ich durch die österreichischen Fernsehserie namens Trautmann inspiriert wurde. Franz Csencsits Schauspiel als „Brenner“ hat sich so tief in meine Psyche gegraben, dass ich diese Figur einfach in die dunkle Ecke meines Marktplatzes stellen MUSSTE. Mir ist schon klar, dass kein Drogendealer der Gegenwart so aussehen, oder auf diese Weise agieren würde, aber ein paar österreichische Stereotypen müssen es als österreichischer Autor dann doch sein.

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Ausweglose Situationen

Voltumnus ist kein Scheißkerl. Er steckt in einer ausweglosen Situation fest und sucht nach einer Lösung. Wenn Earicura nicht rituell zum Lughnasadh-Fest geopfert wird, kann er die Zeit nicht wenden und sie stirbt an Altersschwäche. Stirbt Earicura, stirbt mit ihr die Natur von Laubelmont. Da keine Lösung zu sehen ist, ist Voltumnus gezwungen seine eigenen Regeln zu dehnen und Earicura am Leben zu erhalten. Wie so oft im Leben, kann man das Schicksal nicht offensichtlich bescheißen, also geht Voltumnus den Umweg über die Perlen, die er Earicura in einem Akt der Gnade verabreicht, obwohl er dazu in der Lage wäre ihre Sanduhr vorzeitig zu wenden. Das mag der Grund dafür sein, warum Voltumnus einen Menschen wie Snake als Wirtskörper ausgewählt hat. Weile er in einer ähnlichen ausweglosen Situation steckt. Gleich und gleich gesellt sich gerne, oder etwas professioneller ausgedrückt: Hier kommt das Gesetzt der Resonanz zur Anwendung.

Joscelynes Beschreibung

Was genau aber Voltumnus Aufgabe ist, und wie er diese verrichtet, beschreibt Joscelyne, als sie in der alten Spedition vor ihm steht:

„Für Voltumnus ist die Lebenskraft ein Bach und er, als Herr der Zeit, ist Müller und Mühle in einem. Er mahlt unsere kohlenstoffbasierten Leben zu Mehl und füllt sie in seine Sanduhren. Uns alle hat er in seiner Mühle auf Regalen stehen, und wenn es an der Zeit ist, wendet er sie, und wir verlassen diese Welt. Ohne seinen Dienst und seine Mühle stünde die Zeit still, und das Universum würde aufhören zu gedeihen. Warum er mithilfe dieser verzauberten Drogen Earicuras Lebenszeit verlängert, kann ich nachvollziehen. Was ich nicht verstehe, ist, warum diese Sanduhr überhaupt gewendet werden musste? Ich muss mehr über diese Göttin erfahren ... aber ich schweife ab.“
Joscelyne in Voltumnus Perlen von JamesVermont

Wenn du ein Bild für eine creepy Mühle suchst, in der Voltumnus Müller und Mühle in einem ist, dann schau dir den Film Krabat an, wo eine ähnliche Doppelfunktion vorkommt. Sofern du den Film nicht schon kennst, weil den eh jeder kennt. Aber wie kann Voltumnus kohlenstoffbasiertes Leben in Sanduhren füllen, während es noch lebt? Und wo fließt der Bach der Lebenskraft hin? Schauen wir uns das zum Abschluss einfach an.

Voltumnus als Mühle

Das alles ist möglich, wenn man die Zeit nicht als eine lineare Abfolge von Ereignissen betrachtet. Um das tun zu können, müsste man einen Schritt zur Seite gehen können, wie es Voltumnus tut, und ein Menschenleben von außen betrachten. Dieser Schritt zur Seite führt an den Ort, an dem Voltumnus Mühle steht. Dort sind Geburt und Tod gleichzeitig beobachtbar und auch das Material für die Mühle wären in Form von Körpern verfügbar. Bestehen wir nicht alle aus Sternenstaub? Hier wendet er auch die Sanduhren und für die betroffenen Menschen beginnt ein neues Leben, ein neuer Zyklus.

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Den Bach der Lebenskraft, der im Zitat erwähnt wird, werde ich am Beispiel der nächsten – der dritten – Kurzgeschichte erläutern, da er dort sehr prominent vorkommt. Diese dritte Kurzgeschichte wird fürs Erste die letzte Kurzgeschichte mit Joscelyne sein, da ich am Exposé des ersten Romans mit ihr arbeite. In den letzten zwei Wochen habe ich den Plot noch mal komplett überarbeitet und nun schreibe ich eine Zusammenfassung der Ereignisse, die darin vorkommen. Es ist schon merkwürdig, eine Zusammenfassung für Etwas zu schreiben, das noch gar nicht existiert. Doch dieses Vorgehen fördert Baustellen zu Tage, die in meiner Planung noch vorhanden sind – und das sind gar nicht so wenige! Wenn es dich interessiert, schreibe ich gerne einen kurzen Artikel über diesen Arbeitsschritt. Bitte lass es mich wissen, indem du mir eine Nachricht schreibst, oder einfach unter diesem Artikel kommentierst. Ich freue mich immer über Feedback.

Quellen

*: Robert Muth, Einführung in die griechische und römische Religion; Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998

¹: Antonio Cuoco, Lucius Manlius Donatus, Phantastische Römische Mythologie; Edition Roter Drache 2016

³: Antonio Cuoco, Lucius Manlius Donatus, Phantastische Römische Mythologie; Edition Roter Drache 2016 (S. 44)

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JamesVermont aus Klagenfurt am Wörthersee ist Gestalter, Autor, Trommler und Vater 2er Kinder.

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