
Was es ist
Laubelmont ist eine fiktive Stadt in einem fiktiven Land – aber nicht nur das. Es ist ein sogenanntes shared universe, in dem sich viele voneinander unabhängige Geschichten einen erzählerischen Raum teilen. So könnten sich die Charaktere zweier unterschiedlichen Geschichten an der selben Tankstelle ein Bier kaufen und die Tankstelle sähe in beiden Geschichten gleich aus. Das gibt uns Autor:innen die Chance, verschiedene Objekte des shared universe aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten.
Über die Stadt Laubelmont
Laubelmont ist eine Kleinstadt, deren mittelalterlicher Kern ‒ gekrönt von einer gotischen Kathedrale ‒ auf einem Tafelberg thront. Das Städtchen liegt am Nordrand einer überwiegend landwirtschaftlich genutzten Ebene und erinnert an die Kleinstädte im Nordwesten Frankreichs. Da die Gegend in ihrer Vergangenheit aufgrund ihrer strategischen Lage stark umkämpft war, und in unserer Gegenwart von dem Phänomen der Landflucht betroffen ist, erweckt sie einen dystopischen Eindruck, der von Urbexern* sehr geschätzt wird. Gleichzeitig greifen die Auswirkungen der sozioökonomische Benachteiligung um sich und werden in den Texten thematisiert.
Die Stadt besitzt ein Eigenleben und wird zu einem der Leserschaft vertrauten Ort, wie „Springfield“ in „Die Simpsons“. Verkörpert wird sie durch Ailís, die Stadtseele, die tagsüber als junge Mutter mit zwei Kindern im Kinderwagen unterwegs ist und abends auf dem Thron eines verlassenen Ringlokschuppen Hof hält. Sie fungiert beispielsweise als Auftraggeberin für Joscelynes Clique und wird in Form eines Rituals befragt. Mehr über die Charaktere, Wesenheiten und Götter folgt weiter unten.
Was die Bewohner:innen Laubelmonts nicht wissen ist, dass ihre Stadt als Sitz des Kriegsgottes Belune und der Göttin der Weisheit namens Beléna dient, was den Platz zum spirituellen Zentrum des Landstrichs macht. Die Anwesenheit der beiden hat dafür gesorgt, dass Laubelmont über die Jahrhunderte stets Teil besonders blutiger Schlachten war, deren düsteres Erbe da und dort noch zu finden ist.
Im Zuge eines bedeutungsvollen magischen Vorfalls („die Verschiebung“), erkannten die Oberhäupter von Laubelmont die Gunst der Stunde und belegten die Stadt mit einem Fluch, der heute „die Fessel” genannt wird. Die Fessel sorgt dafür, dass zwar die kriegerischen Auseinandersetzungen der Vergangenheit angehören, die Stadt jedoch bis heute in einer magischen Blase gefangen ist, die das Leben auf subtile Weise stillstehen lässt. Darum kennt Laubelmont nur eine Jahreszeit – den Sommer. Die Ferne spielt keine Rolle für die Menschen in Laubelmont und würde man einen Touristen fragen, woher er kommt, würde die Antwort bloß „von außerhalb“ lauten.
Der Weg für die Stadt Laubelmont aus der Fessel, der sie erstickenden Blase, ist das Zusammenführen der Splitter der Beléna. Das würde die Göttin wiederbeleben und den Fluch brechen. Als die Göttin des Landes, führt Beléna jedes Lughnasadh ein Opferritual durch, um das Rad des Jahres in Gang zu halten. Da Beléna an den Grausamkeiten der kriegerischen Auseinandersetzungen zerbrochen ist, kann das Ritual nicht durchgeführt und die Fessel nicht gelöst werden. Das ist auch der Grund dafür, dass Götter und Geister, die an einem so wichtigen Ort wie Laubelmont verkehren, gestrandet sind und kontinuierlich an Macht verlieren (siehe Liste der wichtigsten Figuren). Das zwingt sie dazu, auf die Unterstützung von Menschen zurückzugreifen. Und hier kommen die Reys ins Spiel, in deren Romanreihe dieser große Bogen erzählt werden soll.
Magie
Die Geschichten aus Laubelmont sind in der Gegenwart der uns bekannten Welt angesiedelt. Die Magie orientiert sich an esoterischen Weltbildern, volksmagischen Praktiken, anthropologischen Erkenntnissen und grenzwissenschaftlichen Berichten, die nicht nur von Joscelyne und ihren Freunden als „schräges Zeug” verallgemeinert werden. Für Menschen, die nichts darüber wissen, gilt Magie entweder als Einbildung oder als Zaubertrick, obwohl die Auswirkungen des „schrägen Zeugs“ in der physischen Realität für sie erkennbar sind – das macht die Magie zu einem phänomenologischen Ereignis. Sowohl von Joscelynes Gruppe als auch von deren Mentor:innen wird die Magie wie eine geisteswissenschaftliche Disziplin behandelt, diskutiert und ausprobiert. Letzteres mit der für die Jugend typischen halsbrecherischen Überheblichkeit.

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Veröffentlichungen
Romane
Defcon Sigma (in Arbeit)
Genre: Urban Fantasy; Zielgruppe: Erwachsene; keine Gewalt, kein Sex, trotzdem spannend:
Vergleichbar mit: Tschick (Wolfgang Herrndorf), Athena (Romain Gavras – Film), Jackass: The Movie (Jeff Tremaine – Film)
Stell dir vor, du wohnst in einer Wohnanlage und erfährst, dass sie bald abgerissen werden soll. Und dann entdeckst du, dass dieses Mädchen, das nicht ganz von dieser Welt zu sein scheint, hier alleine lebt.
So geht es den beiden Jungs, Dayo und Zyro, die in einer Laubelmonter Wohnanlage aufgewachsen sind und aus Langeweile Dinge tun, wie Viertel-Meilen-Rennen mit Einkaufswägen fahren, Sportarten aus Fantasy-Filmen neu erfinden, oder mit all den Bewohnern der Anlage den Geburtstag eines Papageis wie einen Staatsfeiertag begehen.
Darum fällt es ihnen auf, wenn plötzlich ein achtjähriges Mädchen den Hof überquert und in 2-2 verschwindet. Erst recht, wenn die alte Dame, die auf derselben Etage wie das Mädchen wohnt, plötzlich tot ist. Die Dayo und Zyro wittern ein Abenteuer und versuchen herauszufinden, was es mit dem Mädchen, das sie später als Genny kennenlernen, und dem Tod der Nachbarin auf sich hat. Der Staub, den die beiden mit ihren Nachforschungen aufwirbeln, zieht jedoch zwielichtige Gestalten an, die es auf Genny abgesehen zu haben scheinen.
Zwar gelingt es ihnen fürs Erste, Genny zu beschützen, doch am Ende sehen sie ihre lieb gewonnene Siedlung von einer Armee von Polizisten belagert. Sie müssen sich gegen mächtige Feinde behaupten und gleichzeitig die Wahrheit über ihre neue Freundin und ihre magischen Fähigkeiten herausfinden. Das schaffen sie nur, wenn sie ungewöhnliche Allianzen schließen und neue Wege gehen. Gemeinsam kämpfen sie für ihr Zuhause und gegen die Ungerechtigkeit, die ihnen widerfährt.
R८S #01 (fertig für das Lektorat)
Genre: Urban Fantasy, Coming of Age; Zielgruppe: Erwachsene; kein Sex; Gewalt; psychische Gewalt;
Vergleichbar mit: Die Flüsse von London (Ben Aaronovitch – Buchreihe), Super 8 (J.J. Abrams – Film), Der Kuss der Muse (Rebekka Mand);
Die dreizehnjährige Joscelyne lebt in einer WG und hat es sich mit ihrer Freundesgruppe aus Außenseitern, genannt R८S (Reys), zur Aufgabe gemacht, ihren Heimatort zu retten, bevor er endgültig zum Lost Place zerfällt. Dazu müssen sie Beléna, die Göttin des Landes, die durch die Grausamkeit verschiedener Kriege in Splitter zerbrochen ist, zusammensetzen. Was Joscelyne nicht ahnt, ist, dass dieses Abenteuer auch das zusammensetzen wird, was durch den Tod ihrer Mutter zerbrochen ist.
Es wäre nicht so schwer, die sechs Splitter zu finden, wäre da nicht die Stadtseele von Laubelmont, die in den sechs Freunden ihre Rettung sieht. Sie beauftragt die Jugendlichen in dieser Episode mit der Erlösung eines Geistes namens Henry, der vor vierzig Jahren in der Ruine einer Kathedrale in den Tod gestürzt ist. Seine Erlösung gestaltet sich jedoch schwierig, da er versucht, sein eigenes Ableben zu reinszenieren, um das Trauma seines Todes zu überwinden. Sein übernatürlicher Einfluss stellt die Freundschaft der Jugendlichen auf eine harte Probe.
Kurzgeschichten
- Belunes Schwert – wenn zwei sich streiten, läuft die Dritte davon (hier auf meinem Blog lesen)
- Voltumnus Perlen – alles hat seinen Preis (hier auf meinem Blog lesen)
- Eyonnes Mitgefühl – alles fließt (hier auf meinem Blog lesen)
- Sie kommen in der Nacht (in Arbeit 09.2025)
- das Licht (nicht veröffentlicht)
- die Drachenbahn (verschollen)
- Projekt „Lodorok“ (in Planung für eventuellen Kurzgeschichtenband)

Reihe R८S
Worum es geht
Die Reys sind auf den ersten Blick daran interessiert die Göttin Beléna wieder zusammenzusetzen und mit ihrem Partner Belune zu vereinen. Aber natürlich geht es um mehr.
Beléna ist zerbrochen, wie Joscelyne am Tod ihrer Mutter und Joscelynes Onkel versucht einen Weg zu seiner Nicht zu finden, wie Belune zu seiner Frau. Dieser Teil spielt sich innerhalb Joscelynes Alltag in der Levana ab, wo Betreuer:innen und Mitbewohner:innen einen wesentlichen Einfluss auf die Lebensführung der Jugendlichen nehmen. Durch seinen Job in der Sozialen Arbeit, hat James einen geschulten Blick dafür.
Auch für Joscelynes Freunde ist die Suche nach den Splittern eine Suche nach Teilen ihrer selbst (siehe dazu die Vorstellung der Charakter nachstehend) und so entstehen viele Probleme, vor allem aber Möglichkeiten durch die Dynamik der Kids untereinander. Probleme werden diskutiert, Hürden überwunden, Mist gebaut und viel gechillt 🤙.
Das alles geschieht vor dem Hintergrund der Stadt mit ihren Räumen, Möglichkeiten und Herausforderungen (siehe oben). Das bedeutet für die Leserschaft, dass die Stadt eine Rolle in den Büchern spielt und die Frage verhandelt werden muss, was Frieden bedeutet. Es ist zu erwarten, dass hinter jedem gelüfteten Geheimnis ein weiteres zu finden ist. Weil die Romane Entwicklungsromane sind, wird am Ende eine Joscelyne stehen, die ihre Herausforderungen gemeistert hat.
Die Reihenplanung sieht wie folgt aus:
- Teile 01 bis 06: Belénas Splitter
- Teile 07 bis 09: Belénas Waffen
- Teil 10: Harmonie (Abschluss)
- Teil 00: wie sich die R૮S kennengelernt haben
Status der Reihe:
- Teil 01 fertig für das Lektorat
- Teil 02 erster Entwurf in Arbeit (08.2025)
Wichtige Figuren
Die Hauptfiguren der Reihe R૮S
Joscelyne Martin
Joscelyne ist dreizehn Jahre alt und lebt in der Levana, einer sozialpädagogischen Wohngemeinschaft für Jugendliche in Laubelmont. Joscelyne ist eher klein und unsportlich, kocht gerne und es ist ihr größter Wunsch, dass es allen gut geht. Sie ist mit ihrer Familie in der Hauptstadt außerhalb Laubelmonts aufgewachsen und hat vor vier Jahren ihre Mutter bei einem Verkehrsunfall verloren. Ihr Vater wurde nach einer schweren Gewalttat verurteilt und inhaftiert. Da Joscelyne eine enge Bindung zu ihrem Vater, einem Polizisten, hatte, stürzte sie in ein Wertedilemma, das sie nach wie vor in Form von gewalttätigen Ausbrüchen beschäftigt. Sie ist vor über einem Jahr in der Levana eingezogen, weil es zwischen ihr, ihrem Onkel und dessen Lebensgefährtin ständig Streit gab. Für den Umzug sprach auch der Umstand, dass Joscelynes beste Freundin aus der Hauptstadt, Valerie, regelmäßig ihre Mutter in Laubelmont besucht.
Cory Roux
Cory ist mit sechzehn der Älteste in Joscelynes Gruppe und lebt nach dem Motto, dass alles Wissen irgendwo vorhanden ist und man nur die richtigen Fragen zu stellen braucht. Er hat unter anderem nach Magie gefragt und sich dann gewundert, als die Magie geantwortet hat. Cory ist der Sohn einer alleinerziehenden Berufsmusikerin, die gemeinsam mit ihm ein kleines geschenktes Häuschen in der Einfamilienhaussiedlung in Laubelmont bewohnt. Er ist knapp zwei Köpfe größer als Joscelyne, schlank und hat rote Haare, die er sich ständig in die Stirn frisiert. Joscelynes fürsorgliche Art nervt ihn gelegentlich, weil sie es im Gegensatz zu seiner Mutter ernst damit meint. Doch mit der Zeit wurde Joscelyne wie eine kleine Schwester für ihn und durch die regelmäßigen Ausflüge mit ihr hat er für sich beschlossen, Architekt zu werden.
Fleur Godein
Fleur ist dreizehn und betreibt seit Kindheitstagen Kampfsport. Außerdem nimmt sie Fechtunterricht und besucht die Schule mit Sportschwerpunkt in Saint Catinbony – was Fleur ärgert, denn die Schule hat den Ruf, weniger Wert auf den Unterrichtsstoff zu legen als auf den Sport. Da neben Training und Schule kaum noch Zeit bleibt, hat Fleur vor einem Jahr angefangen zu rauchen. Sie ist der Meinung, auf diese Weise besser mit Stress umgehen zu können. Zwar himmelt sie ihren Vater an, doch der verlangt von ihr immer, sich durchzusetzen. Joscelyne ist für sie wie eine kleine Schwester – sie muss beschützt werden. Bei Joscelyne kann sie ihre Waffen ablegen und ein Mensch mit Herz sein. Darum verbringt sie ihre Ferien fast ausschließlich bei ihr und ihren Freunden.
Leon Meyer
Leon ist fünfzehn und gilt sowohl als gemütlich als auch als kompetent, wenn er sich zu etwas aufgerafft hat. Das kommt vielleicht daher, dass Leon und seine ältere Schwester nicht nur Eltern hatten, sondern auch ein Kindermädchen. Seine Eltern haben berufsbedingt kaum Zeit für ihn, und so lebt Leon in den Tag hinein, geht zur Schule, in den Boxclub, ins Fitnessstudio oder streift durch die Stadt, sofern er nicht am Handy oder am Computer zockt. Oft mit Joscelyne, die er chillig findet – was, wie er meint, nur wenige Mädchen sind.
Valerie Mercier
Valerie ist Joscelynes beste Freundin und der Grund, warum Joscelyne ausgerechnet einen Platz in einer WG in Laubelmont bekommen hat. Valeries Herz ist in den fünfzehn Jahren ihres Lebens genauso oft zerrissen und wieder geklebt worden wie ihr Familienleben. Sie wurde in Laubelmont geboren, mit unklarer Vaterschaft. Wäre da nicht Joscelyne, die ihre Mutter verloren hat, würde Valerie den Kontakt zu ihrer eigenen Mutter enttäuscht abbrechen. Auch wenn Valerie Joscelynes scheue und schweigsame Art auf die Nerven geht, so schätzt sie doch die Tatsache, dass Joscelyne immer für sie da ist.
Patrice Marillier
Patrice hat mit seinen vierzehn Jahren wahrscheinlich mehr von der Welt gesehen, als alle seine fünf Freunde in ihren gesamten Leben noch sehen werden. Das versetzt ihn in die Lage, über den Horizont hinaus zu denken und Probleme nicht als Ende der Fahnenstange anzusehen, sondern als eine schlechte Option von vielen. Deswegen ist Patrice in der Clique derjenige, der vorgeschickt wird, um mit Erwachsenen zu sprechen. Er trägt stets einen Anzug (was sein Markenzeichen ist), um mit wenig Zeitverlust zwischen seinen Freunden und den gesellschaftlichen Anlässen mit seiner Mutter wechseln zu können.
Wichtige Figuren der Stadt – Laubelmonter Originale
Elinda Wu
Elinda Wu ist der vielleicht disziplinierteste Mensch in Laubelmont. Ihre Haare sitzen perfekt, der Nagellack passt zum Kleid und im Echtholz-Nussfußboden ihrer Ordination kann man sich spiegeln. Kein Wunder, dass diese Frau Joscelynes geheimes Idol ist, obwohl sie, der Definition der Jugendlichen nach, alt ist. Elinda Wu ist Medium und spirituelle Beraterin auf Honorarbasis – aber das war sie nicht immer. Wie jeder Mensch trägt sie Narben aus ihren 55 Lebensjahren und ihre dunklen Geheimnisse mit sich. So ist sie die Hohepriesterin im Zirkel Cateridon, der sich mit denselben Geheimnissen rund um Laubelmont befasst, wie die Reys.
Rufus Bonda
Die Laubelmonter Gendarmerie ist zu klein, um Abteilungen für bestimmte Verbrechensarten zu haben, wie es etwa in der Hauptstadt der Fall ist. Deswegen wurde eine Sonderkommission eingerichtet, die abwechselnd mit Leuten aus der Nachbarstadt und Laubelmont besetzt wird, um nicht immer wieder aufs Neue Beamte aus der Hauptstadt anfordern zu müssen. Zu seinem Leidwesen wurde Rufus Bonda jedoch dauerhaft versetzt. Mit seinen 35 Jahren ist er der jüngste Kollege im Revier und durfte öfter als nur einmal die Drecksarbeit erledigen, bis man bemerkte, dass Rufus gut mit jungen Menschen kann. Das verleiht ihm einen gewissen Sonderstatus, dank dem er sich nicht nur um den Kinderkram kümmern darf, sondern auch um die Neueinsteigerin und das schräge Zeug.
Brigitte Marchand
Ist die Besitzerin von Ǵittis Bahnhofscafe, das man nur aufsucht, wenn man mal wieder den Anschlusszug verpasst hat und eine Stunde warten darf. Oder, wie Joscelyne und ihre Reys, Brigittes mütterliche Seite schätzt. Darüber hinaus ist sie uralt, hemdsärmelig und schreckt vor nichts zurück. Mit ihr wird eines fernen Tages ein großes Stück der Laubelmonter Geschichte sterben, denn Brigitte stammt aus einer Familie von Händlern, die viele Waren und Handelshäuser in Laubelmont erbauten. Ǵittis Bahnhofscafé hat wie jedes gute Wirtshaus seine Stammgäste. Zwei davon sind Karl, der sich hier meistens tagsüber vor sich und seiner Vergangenheit versteckt und die Frau Postdirektor, die diesen Job tatsächlich einmal ausübte – selbst wenn sie sich daran selbst nicht mehr so genau erinnern kann.
Wichtige Wesenheiten in der Laubelmonois
Belune
Belune ist der Gott des Krieges und steht auf nackte und rohe Gewalt. Vielleicht verbringt er deshalb so viel Zeit im Laubelmonter Boxclub – DER Institution in Laubelmont. Bekleidet mit Boxershorts und ärmellosem Trikot ist er täglich mit seinen Kommiliton:innen vor der Tür beim Fachsimpeln zu beobachten. Manchmal missbraucht er Wäschestangen für Klimmzüge, oder joggt die vielen Treppen auf den Stadtberg auf und ab. Doch wer genauer hinschaut, erkennt recht schnell, dass es unter den Muskelbergen brodelt und seine hellen Augen den Horizont nach jemanden absuchen. Und wenn irgendwo ein Streit zu eskalieren droht, dann ist er da und legt ein Scheit ins Feuer.
Aiiu aka die Stadtseele
Die Stadtseele von Laubelmont lebt wie jede gute Mutter mehr als ein Leben parallel. Für die Stadtväter von Laubelmont ist sie tot und eingemauert in einer Wand der Kathedrale „zur gütigen Mutter“. Für Menschen mit wachen Augen und offenem Geist, ist sie die ständig gestresste Mama, die ihre eineiigen Zwillinge im Kinderwagen durch die Stadt kutschiert. Begibt man sich jedoch in den verlassenen Ringlokschuppen am Rand der Stadt und vollführt das Ritual, tritt man einer Königin gegenüber, die mehr Allüren als jede Popdiva hat. Spätestens hier sollte einem klar werden, dass ihre Zwillinge namens Dylune und Lyune jene Rachegeister sind, die als „Versagen“ und „Heimtücke“ dafür sorgen, dass kein Unrecht ungesühnt bleibt.
Eyionne
Die Göttin der Gewässer in und um Laubelmont kann kaum jemand sehen und dennoch sieht sie alles. Als Wasserwesen liebt sie den Flow und somit auch alle Menschen, die sich selbst in dem Zustand befinden. Für sie gilt nichts als wirklich verloren und wenn doch, dann landet es in ihrer Sammlung – unten in der Grotte der Aoyin-Quelle. Jedes Hindernis wird von ihr umspült oder unterspült, bis es keines mehr ist – bis auf eines: die sogenannte Fessel. Sie bindet Eyionne an einen Rollstuhl, der von einem verstorbenen Geistlichen namens Ulrich geschoben wird. Er, der sich für den Zauber der Fessel geopfert hat, sorgt dafür, dass die Wasser der Laubelmonois nicht über jene Ufer treten, die von den Menschen für sie gemacht wurden.
Voltumnus
Dass Laubelmont in einer merkwürdigen Zeitschleife festhängt, fällt genau in Voltumnus‘ Aufgabengebiet – zum Glück kann er sich als Herr der Zeit die nötige Zeit dafür nehmen. Da er selbst keinen Körper besitzt, hat er sich ausgerechnet den Kleinkriminellen mit dem Spitznamen „Snake“ ausgesucht, um von Zeit zu Zeit mit der lokalen Bevölkerung interagieren zu können. Snake ist Mitte vierzig, in seinen Teenager-Jahren auf die schiefe Bahn geraten und hat gelernt, dass er sich nur auf sich selbst verlassen kann. Dementsprechend furchteinflößend wirkt er auf andere, denn für ihn ist Respekt eine Lebensversicherung. Wahrscheinlich hat Voltumnus genau dieser Aspekt an Snake beeindruckt; denn Zeit und Drogen sind eine harte Währung für den Menschen, der gerade zu wenig davon hat.
Earicura
Von allen Gottheiten in Laubelmont haben die Auswirkungen der Fessel Earicura am schwersten getroffen. Sie ist schwach, weil ihr Fest namens Lughnasadh nicht mehr gefeiert werden kann. Zum einen wurde die Sichel, mit der ihr Körper zeremoniell geopfert wurde, aus Laubelmont entfernt; zum anderen versammeln sich nicht ausreichend gläubige Menschen, um ihrer Seele den Weg in die Unterwelt zu weisen. Natürlich sucht sie einen Weg, den Kreis des Jahres wieder in Gang zu setzen und kein anderer Gott ist besser dazu geeignet, ihr dabei zu helfen, als Ogmios, der sie in Gestalt eines Hundes und in seiner Eigenschaft als Herr der Wege durch Laubelmont geleitet. Doch auch Voltumnus kümmert sich um sie – wenn auch nicht auf legale Art und Weise. Und dann ist da noch die Gruppe Teenager, die auf ihr Dilemma aufmerksam geworden ist. Hier kann Earicura das tun, was ihre eigentliche Aufgabe ist: Dingen zur Reife verhelfen.
Wie es zu dem Werk kam
Für meine REYS kamen zwei Ideen zusammen. Die erste begegnete mir mit meiner Familie auf der Autobahn in Nordfrankreich auf dem Weg nach Glastonbury in England. Irgendwann sah ich bei der Hinfahrt aus dem Beifahrerfenster unseres Ford Galaxy und erblickte in der Ferne eine Kathedrale auf einem Tafelberg. Mir war sofort klar, dass ich Geschichten über so einen Ort erzählen möchte.
Die zweite Idee entstand beim Legosortieren mit meinen beiden Kindern. Wir hörten ein Hörspiel der „drei ??? Kids“ und ich freute mich, dass ein Mädchen darin vorkam. Ich dachte darüber nach, wie die Gruppendynamik in einem Team von Jugendlichen aussehen würde, das aus gleich vielen Jungs wie Mädchen bestünde.
Da ich in Kärnten aufgewachsen bin (einer von Landflucht betroffen Gegend mit Einwohnern, denen ein gewisser Sinn für Melancholie nachgesagt wird), war klar, dass verlassene Orte und unerfüllte Hoffnungen eine gewisse Rolle spielen würden. Zugleich bietet sich in so einem Land viel ungenutzter Freiraum und Platz für Magie in einer sonst durchökonomisierten Welt.
Während der Arbeit an meiner Verlagsbewerbung für den ersten Teil der REYS-Reihe im Jahr 2024 musste ich einsehen, dass man wenig Chancen hat, mit so einer großen Reihe bei einem Publikumsverlag unterzukommen. Ich hatte jedoch noch zwei Ideen in meinem Köcher, die eine lose Verbindung zu den Reys hatten. Beim Ausarbeiten einer der beiden Ideen, entschloss ich mich dazu, mir mehr Freiheit zu geben und Laubelmont als eigenständiges Universum zu betrachten. Die Reys und ihre Aufgabe, die Fessel zu lösen, wird ein Herzensprojekt von mir bleiben und weiter verfolgt.