Geschichten JamesVermont erzählt Dir was

Auf links gedreht

A

Wenn du in deiner eigenen Wohnung ins falsche Zimmer gehst, du am Weg zur Arbeit den Bus in die verkehrte Richtung nimmst und in deinem Stamm-Baumark nix mehr findest, spätestens dann sollte dir klar sein, dass in deinem Leben alles auf Links gedreht wurde. Okay, das mit dem Bus war übertrieben, aber in der Arbeit finde ich wirklich nix – weil ich da neu bin (ich berichtete).

Flammen lodern
Probleme, die man mit einem Feuer und einer Wohnungsrenovierung lösen kann.

Neu ist auch der wochenlange Zustand meiner Verpeiltheit. Wann muss ich wo sein? Was braucht irgendein Kind zu irgendeinem Zeitpunkt und fuhr die S-Bahn nach Kirchdorf nicht am anderen Gleis? Egal! Ich renne einfach. Denn dann habe ich alles versucht. Wenn ich am Abend stehen bleiben kann, rollt der Schlaf mit dem sanften Versprechen der Müdigkeit heran und ich würde zu gerne nachgeben. Doch dazu bin ich nicht bereit, denn ich bin ja den ganzen Tag gerannt und fand nicht einen Augenblick Zeit, um die vielen Dinge in meinem Kopf zu klären. Also renne ich erneut los, bevor mich der Schlaf einholt und ins Bett zwingt. Aber Nein, am Weg in mein Schlafzimmer steht die Tochter am Gang und ist ebenfalls schlaflos. Wenigstens eine Umarmung. „Der Wecker klingelt in fünf Stunden und fünfzehn Minuten.“

Link: Street Fever – RUN (via Youtube.com https://www.youtube.com/@Streetfevermusic)

So kanns auf Dauer nicht weiter gehen und einmal mehr läuft mein Leben darauf hinaus, Komplexität zu reduzieren. Wobei ich mich etwas vom Leben betrogen fühle, da ich bereits viel reduziert habe. Ist es wirklich Betrug? Vielleicht ist es einfach ein beschissenes Jahr oder vielleicht sollte ich meinen Job entspannter angehen? Aber es entspannter anzugehen ist die nächste Lüge (nach der Vereinfachung meines Alltags).

Zwar sind in meiner neuen Arbeitsstelle, Chef, Kollegenschaft und Ort besser als erwartet, aber wir machen derzeit zu zweit die Arbeit von vier. Die Person neben mir hat jedoch das Pech, „die guten Zeiten“ in der Vergangenheit miterlebt zu haben und ist dementsprechend frustriert. Für mich mit meinen zwei zarten Jahren Berufserfahrung ist es normal, unterbesetzt zu arbeiten und so erwecke ich den Eindruck, als gäbs bei mir noch ungenutzte Ressourcen.

Und dann soll in nächster Zeit die Teamleitung neu ausgeschrieben werden, was meine innere Diva auf den Plan gerufen hat. Die hätte richtig Bock und den Job und ICH kann dann wieder hergehen und Komplexität reduzieren. Bloß nicht! Durchatmen, Basis chillen. Vielleicht kann ich meiner Diva eine andere Bühne anbieten? Aber welche?

Wenn Dir das gefällt …

Kostenlos und jederzeit kündbar! Meine neuesten Geschichten Freihaus!



Räume

In meinem letzten Artikel sprach ich über einen Zimmertausch innerhalb unserer Wohnung. Der ist nun abgeschlossen und ich bin überrascht, dass die ersten Vorhänge, die ich mir in meinem Leben gekauft habe, gut aussehen. Der Zimmertausch war eine wunderbare Selbsttherapie, die mich über meinen Arbeitsplatzwechsel getragen hat. Aber nicht nur das. Ich habe Sachen, im innen und außen, aufgearbeitet, die ich zwei Jahre nicht angefasst habe. Bei meinem Umzug nach Oberösterreich verbargen sich so einige Relikte in den Umzugskisten, die schon längst hätten geklärt werden sollen. Man sehe es mir nach, schließlich war Pandemie und ich befand mich in einer dreijährigen Ausbildung. Nach diesen Wochen des Herumkramens fühle ich mich wieder „frisch“. Lediglich zwei Kisten mit „Exfreundin“ stehen noch herum. Eine trauriger als die Andere. Und bei beiden weiß ich nicht, wie ich den Inhalt verarbeiten soll. Wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich im Herzen wieder frei bin. Weiß ich eigentlich noch, wie sich das anfühlt?

Bild: Sonnwend an der Donau (Standbild aus Video)

Des Weiteren chillen noch etliche Liköre und Ansätze in meinem Küchenregal, die verarbeitet werden wollen. Die letzten Überreste meiner Zeit als Gärtner. Zu Sonnwend konnte ich – dank des neuen Autos – ein Feuerchen machen und einige Versprechen einlösen. Es war erstaunlich befreiend, aber auch erschreckend traurig. Was mir meine Jahresorakel-Legung bereits verraten hat ist, dass 2024 ein Jahr der Abgrenzung für mich sein wird. Abgrenzung im Sinne von Grenzverschiebung, um neues Terrain zu erschließen und Altes hinter mir zu lassen. Wer weiß, was mich noch erwartet, aber diese Sonnwend war der Höhepunkt in der Phase des Übergangs. Nun sitzt mein Anker im neuen Land ein wenig fester und mit einem stabileren Anker ist etwas mehr Komplexität möglich. Klar lassen sich nicht alle Probleme mit einmal Wohnung renovieren und einem Feuer lösen. Die Liköre erinnern mich täglich daran. Aber bis Juni hat sich diesbezüglich gar nichts bewegt und jetzt entstehen plötzlich Möglichkeiten. Vieles davon – wie in meinem letzten Blog vermutet – hat mein neues Zimmer ermöglicht. Mit den Räumen in der Wohnung haben sich die Räume in mir ebenfalls verschoben. Das war es übrigens, was ich eingangs meinte, als ich schrieb, mein Leben habe sich auf Links gedreht. Vielleicht war alles ein bisserl viel auf einmal (Job, Wohnung, Verlagsbewerbung), aber warum nicht gleich mit dem Kopf durch die Wand? So bin ich eben.

Durch neue Möglichkeiten zu neuen Horizonten

Mein neues Zimmer ist so groß, dass es sich beinahe wie eine Wohnung innerhalb unserer Wohnung anfühlt. Nun steht mein gesamter magischer Kram plus eine neue Bibliothek an einer Stelle und es bleibt noch Platz, um Yoga zu machen und zu tanzen. Das hatte ich zuletzt mit neunzehn in meiner ersten Wohnung so gehabt.

Durch den Übergang verfügte ich zusätzlich über Zeit und Muse, um mein Zimmer zu gestalten. Klingt vielleicht nicht nach einer Sensation, aber ich musste 43 werden, um diese Erfahrung machen zu können. Bisher hatte ich mein Zeug einfach nur eingeräumt und basta. Zum ersten Mal habe ich mir mehr Mühe gegeben und das Gefühl war großartig. Möglichkeiten eröffnen stets neue Möglichkeiten und gibt man ihnen nach, eröffnen sie neue Horizonte. Das ist mit dem Einzug in den neuen Raum geschehen. Ich bin nach fast zwei Jahren in Oberösterreich angekommen. Diese Nest-Sicherheit, plus dem Auto und dem wieder verfügbaren Raum für Magie. Was soll ich sagen? Ich hab ein ganzes Land zu erkunden!

Wenn Dir das gefällt …

Neueste Beiträge

Aber auch unser Wohnzimmer hat sich verändert. Dadurch, dass mein Arbeitsbereich in mein Zimmer gewandert ist, wurde der frei gewordene Platz mit dazu passenden Kommoden aufgefüllt (ich werde in meinem Leben nie wieder so viele Möbel besitzen, wie jetzt). Da mein Sohn ein kleineres Zimmer bekommen hat, ist sein Bastelmaterial ebenfalls ins Wohnzimmer gewandert, zusätzlich zu dem Werkzeug, das ich bisher nur im Keller lagern konnte und unserer kompletten Lego-Sammlung. Kannst du dir vorstellen, wie schwer es für mich ist da vorbeizugehen, ohne ein Kribbeln in den Fingern zu spüren? So viele Möglichkeiten!

Komplexität reduzieren, um handlungsfähig zu bleiben

Wie schon angedeutet, fällt die Verlagsbewerbung ebenfalls in diesen Übergang und Zimmertausch hinein. Das war ein Fall von miserablem Timing. Doch als ich den Prozess gestartet habe, hätte ich nicht gedacht, dass ich in der alten Firma kündigen werde. Erst bei Antritt im neuen Job erkannte ich, dass Vieles sich verändern wird – aber da hatte ich bereits angefangen. Es hätte auch kein Problem werden sollen, da mir meine Schreiberei stets durch alle Höhen und Tiefen gefolgt ist. Doch als das Feedback meiner Lektorin zur Verlagsbewerbung eintraf, war ich damit komplett überfordert. Bis dahin hatte ich auch die Hoffnung gemeinsam mit Anne eine Jugendsprache zu entwickeln. Das musste ich ebenfalls absagen. Tja, die Gute hasst mich jetzt wohl bis in unsere nächste Inkarnation. Bei der Lektorin durfte ich mir eine Hintertür offen lassen die besagt, dass meine Schreiberei bis Halloween auf Eis liegt. Komplexität reduzieren, um handlungsfähig zu bleiben. Noch ist nichts verloren.

Ich schaff’ es nicht über diese verflixte Schwelle! Als Autor und Herausgeber habe ich schon tausend Lektoratsdurchgänge überlebt und selbst meine innere Diva weiß, dass der Prozess zwar weh tut, aber das Ergebnis nachher besser ist.

Nichts zu machen. Die Überforderung sitzt wie eine Schraubzwinge. Ich warte, ich versuch’, in kleinen Sessions; mal hinsetzen, um in der Routine zu bleiben. In der Serienbibel blättern, und dann mit neuer Inspiration die Korrekturfahnen abarbeiten. Aber es geht nicht. Weißt du, das fühlt sich an, wie ein Download aus dem Internet, der ewig lange bei 99 % steht. Am Ende bricht man entnervt ab. Wenn ich das Feedback auf die Verlagsbewerbung durchlese, oder die Analyse des Texts; ich weiß, was ich zu tun habe und ich weiß, wo ich hinwill. Aber anstatt die erste Taste zu drücken, renne ich eine halbe Stunde durch die Wohnung und formuliere Stellungnahmen; zurück an der Tastatur wird meine Brust eng. Schreibblockade. Sechs Wochen lang.

Gestern hab ich die Entscheidung getroffen, und sofort ließ der Druck nach. Ich hab gewusst, dass die Bewerbung eine Hürde darstellen wird. Ich hab nur nicht erwartet, dass ich daran scheitern werde. Okay, so richtig gescheitert bin ich ja noch gar nicht. Es gibt diese Hintertür und den Umstand, dass es in den Sommermonaten schwierig für mich ist, zu schreiben. Es wird der Herbst kommen und Klarheit bringen. Momentan braucht es den Raum für Veränderung.

Jamesy in einem seiner seltsamen Naturvideos (Standbild aus Video)

Bis dahin gibt es von mir offensichtlich seltsame Naturvideos zu sehen. Auch ein Ergebnis des Raumes, der neu entstanden ist.

Drück mir die Daumen oder lass’ einen Kommentar da. Oder mach beides. Ich freue mich immer von dir zu lesen und es hilft mir dran zu bleiben. Ich geleite jetzt meine Diva in die Küche. Wir sind ja nicht wir selbst, wenn wir hungrig sind.

von JamesVermont
Geschichten JamesVermont erzählt Dir was

Neueste Beiträge

JamesVermont

JamesVermont aus Klagenfurt am Wörthersee ist Gestalter, Autor, Trommler und Vater 2er Kinder.

JamesVermont

Folgen

~~~für Ruhm & Ehre~~~